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.Wie zu End des vorigen Kapitels gemeldet, so durfte ich auch mit andernauf Partei, so in Garnisonen nit jedem liederlichen Kunden, sondern298 rechtschaffenen Soldaten gegönnet wird: Also gingen nun unser neun-zehn einsmals miteinander durch die Unter-Markgrafschaft hinauf, ober-halb Straßburg einem baslerischen Schiff aufzupassen, wobei heimlichetliche weimarische Offizierer und Güter sein sollten.Wir kriegten über-halb Ottenheim ein Fischernachen, uns damit überzusetzen und in einWerder zu legen, so gar vorteilhaftig lag, die ankommenden Schiff ansLand zu zwingen, maßen zehen von uns durch den Fischer glücklichübergeführt wurden; als aber einer aus uns, der sonst wohl fahren konnte,die übrigen neune, darunter ich mich befand, auch holte, schlug der Na-chen ohnversehens um, daß wir also urplötzlich miteinander im Rheinlagen.Ich sah mich nit viel nach den andern um, sondern gedachte aufmich selbst.Ob ich mich nun zwar aus allen Kräften spreizte und alleVorteil der guten Schwimmer brauchte, so spielte dennoch der Strom mitmir wie mit einem Ballen, indem er mich bald über- bald untersich inGrund warf, ich hielt mich so ritterlich, daß ich oft über ihn kam, Atem zuschöpfen; wäre es aber um etwas kälter gewesen, so hätte ich mich nim-mermehr so lang enthalten und mit dem Leben entrinnen können: Ichversuchte oft ans Ufer zu gelangen, so mir aber die Wirbel nit zuließen,als die mich von einer Seite zur andern warfen, und ob ich zwar in Kürzeunter Goldscheur kam, so wurde mir doch die Zeit so lang, daß ich schieran meinem Leben verzweifelte.Demnach ich aber die Gegend bei demDorf Goldscheur passiert hatte und mich bereits drein ergeben, ich würdemeinen Weg durch die Straßburger Rheinbrücke entweder tot oder leben-dig nehmen müssen, wurde ich eines großen Baums gewahr, dessen Ästeunweit vor mir aus dem Wasser hervorreichten, der Strom ging strengund recta drauf zu, derhalben wandte ich alle übrigen Kräfte an, denBaum zu erlangen, welches mir denn trefflich glückte, also daß ich beidesdurchs Wasser und meine Mühe auf den größten Ast, den ich anfänglichfür einen Baum angesehen, zu sitzen kam, derselbe wurde aber von denStrudeln und Wellen dergestalt tribuliert, daß er ohn Unterlaß auf- undniederknappen mußte, und derhalben mein Magen also erschüttert, daßich Lung und Leber hätte ausspeien mögen.Ich konnte mich kümmerlichdarauf halten, weil mir ganz seltsam vor den Augen wurde, ich hätte michgern wieder ins Wasser gelassen, befand aber wohl, daß ich nit Mannsgenug wäre, nur den hunderten Teil solcher Arbeit auszustehen, derglei-299 chen ich schon überstritten hatte, mußte derowegen verbleiben und aufein ungewisse Erlösung hoffen, die nur Gott ungefähr schicken müßte, daich anderst mit dem Leben davonkommen sollte.Aber mein Gewissengab mir hierzu einen schlechten Trost, indem es mir vorhielt, daß ichsolche gnadenreiche Hilfe nun ein paar Jahr her so liederlich verscherzt;jedoch hoffte ich ein Bessers und fing so andächtig an zu beten, als ob ichin einem Kloster erzogen worden wäre; ich setzte mir vor, inskünftigfrömmer zu leben, und tat unterschiedliche Gelübde: Ich widersagte demSoldatenleben und verschwor das Parteigehen auf ewig, schmiß auchmeine Patrontasch samt dem Ranzen von mir und ließ mich nit anderstan, als ob ich wieder ein Einsiedel werden, meine Sünden büßen und derBarmherzigkeit Gottes für meine hoffende Erlösung bis in mein End dan-ken wollte: Und indem ich dergestalt auf dem Ast bei zwei oder dreiStunden lang zwischen Furcht und Hoffnung zugebracht, kam dasjenigeSchiff den Rhein herunter, dem ich hätte aufpassen helfen sollen.Icherhub meine Stimm erbärmlich und schrie um Gottes und des jüngstenGerichts willen um Hilf, und nachdem sie unweit von mir vorüberfahrenmußten, und dahero meine Gefahr und elenden Stand desto eigentlichersahen, wurde jeder im Schiff zur Barmherzigkeit bewegt, maßen siegleich ans Land fuhren, sich zu unterreden, wie mir möchte zu helfensein.Weil denn wegen der vielen Wirbel, die es rund um mich herum gab undvon den Wurzeln und Ästen des Baums verursacht wurden, ohne Lebens-gefahr weder zu mir zu schwimmen noch mit großen und kleinen Schif-fen zu mir zu fahren war, also erforderte meine Hilf lange Bedenkzeit;wie aber mir unterdessen zumut gewesen, ist leicht zu erachten: Zuletztschickten sie zween Kerl mit einem Nachen oberhalb meiner in den Fluß,die mir ein Seil zufließen ließen und das eine End davon bei sich behiel-ten, das ander End aber bracht ich mit großer Mühe zuwegen und band esum meinen Leib so gut ich konnte, daß ich also an demselben wie einFisch an einer Angelschnur in den Nachen gezogen und auf das Schiffgebracht wurde.300 Da ich nun dergestalt dem Tod entronnen, hätte ich billig am Ufer auf dieKnie fallen und der göttlichen Güte für meine Erlösung danken, auchsonst mein Leben zu bessern einen Anfang machen sollen, wie ich dennsolches in meinen höchsten Nöten gelobt und versprochen.Ja hintersichnaus! Denn da man mich fragte, wer ich sei? und wie ich in diese Gefahrgeraten wäre? fing ich an, diesen Burschen vorzulügen, daß der Himmelhätte erschwarzen mögen; denn ich dachte, wenn du ihnen sagst, daß dusie hast plündern helfen wollen, so schmeißen sie dich alsbald wieder inRhein; gab mich also für einen vertriebenen Organisten aus und sagte,nachdem ich auf Straßburg gewollt, um über Rhein irgendeinen Schul-oder andern Dienst zu suchen, hätte mich eine Partei ertappt, ausgezogenund in den Rhein geworfen, welcher mich auf gegenwärtigen Baum ge-führt.Und nachdem ich diese meine Lügen wohl füttern konnte, zumalenauch mit Schwüren bekräftigte, wurde mir geglaubt und mit Speis undTrank alles Gute erwiesen, mich wieder zu erquicken, wie ichs denntrefflich vonnöten hatte [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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