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.Seine Lippen lechzten, seine Glieder zitterten vor Verlangen.Die Musik hörte auf, und es war ihm, als wär er aus dem Elemente gefallen, in dem seineEmpfindungen bisher emporgetragen wurden.Seine Unruhe vermehrte sich, da seine Gefühle nichtmehr von den sanften Tönen genährt und gelindert wurden.Er setzte sich auf ihre Schwelle niederund war schon mehr beruhigt.Er küßte den messingenen Ring, womit man an ihre Türe pochte, er küßtedie Schwelle, über die ihre Füße aus- und eingingen, und erwärmte sie durch das Feuer seiner Brust.Dann saß er wieder eine Weile stille und dachte sie hinter ihren Vorhängen, im weißen Nachtkleide mitdem roten Band um den Kopf, in süßer Ruhe und dachte sich selbst so nahe zu ihr hin, daß ihmvorkam, sie müßte nun von ihm träumen.Seine Gedanken waren lieblich wie die Geister derDämmerung; Ruhe und Verlangen wechselten in ihm; die Liebe lief mit schaudernder Handtausendfältig über alle Saiten seiner Seele; es war, als wenn der Gesang der Sphären über ihm stillestünde, um die leisen Melodien seines Herzens zu belauschen.Hätte er den Hauptschlüssel bei sich gehabt, der ihm sonst Marianens Türe öffnete, er würde sichnicht gehalten haben, würde ins Heiligtum der Liebe eingedrungen sein.Doch er entfernte sichlangsam, schwankte halb träumend unter den Bäumen hin, wollte nach Hause und ward immerwieder umgewendet; endlich, als er's über sich vermochte, ging und an der Ecke noch einmalzurücksah, kam es ihm vor, als wenn Marianens Türe sich öffnete und eine dunkle Gestalt sichherausbewegte.Er war zu weit, um deutlich zu sehen, und eh er sich faßte und recht aufsah, hattesich die Erscheinung schon in der Nacht verloren; nur ganz weit glaubte er sie wieder an einemweißen Hause vorbeistreifen zu sehen.Er stund und blinzte, und ehe er sich ermannte undnacheilte, war das Phantom verschwunden.Wohin sollt er ihm folgen? Welche Straße hatte denMenschen aufgenommen, wenn es einer war?Wie einer, dem der Blitz die Gegend in einem Winkel erhellte, gleich darauf mit geblendetenAugen die vorigen Gestalten, den Zusammenhang der Pfade in der Finsternis vergebens sucht, sowar's vor seinen Augen, so war's in seinem Herzen.Und wie ein Gespenst der Mitternacht, dasungeheure Schrecken erzeugt, in folgenden Augenblicken der Fassung für ein Kind desSchreckens gehalten wird und die fürchterliche Erscheinung Zweifel ohne Ende in der Seele zurückläßt,so war auch Wilhelm in der größten Unruhe, als er, an einen Eckstein gelehnt, die Helle des Morgens 30und das Geschrei der Hähne nicht achtete, bis die frühen Gewerbe lebendig zu werden anfingen undihn nach Hause trieben.Er hatte, wie er zurückkam, das unerwartete Blendwerk mit den triftigsten Gründen beinahe ausder Seele vertrieben; doch die schöne Stimmung der Nacht, an die er jetzt auch nur wie an eineErscheinung zurückdachte, war auch dahin.Sein Herz zu letzen, ein Siegel seinemwiederkehrenden Glauben aufzudrücken, nahm er das Halstuch aus der vorigen Tasche.DasRauschen eines Zettels, der herausfiel, zog ihm das Tuch von den Lippen; er hob auf und las:»So hab ich dich lieb, kleiner Narre! Was war dir auch gestern? Heute nacht komm ich zu dir.Ichglaube wohl, daß dir's leid tut, von hier wegzugehen; aber habe Geduld; auf die Messe komm ichdir nach.Höre, tu mir nicht wieder die schwarzgrünbraune Jacke an, du siehst drin aus wie die Hexevon Endor.Hab ich dir nicht das weiße Negligé darum geschickt, daß ich ein weißes Schäfchen inmeinen Armen haben will? Schick mir deine Zettel immer durch die alte Sibylle; die hat der Teufelselbst zur Iris bestellt.« 31Zweites BuchErstes KapitelJeder, der mit lebhaften Kräften vor unsern Augen eine Absicht zu erreichen strebt, kann, wirmögen seinen Zweck loben oder tadeln, sich unsre Teilnahme versprechen; sobald aber die Sacheentschieden ist, wenden wir unser Auge sogleich von ihm weg; alles, was geendigt, was abgetandaliegt, kann unsre Aufmerksamkeit keineswegs fesseln, besonders wenn wir schon frühe derUnternehmung einen übeln Ausgang prophezeit haben.Deswegen sollen unsre Leser nicht umständlich mit dem Jammer und der Not unsersverunglückten Freundes, in die er geriet, als er seine Hoffnungen und Wünsche auf eine sounerwartete Weise zerstört sah, unterhalten werden.Wir überspringen vielmehr einige Jahre undsuchen ihn erst da wieder auf, wo wir ihn in einer Art von Tätigkeit und Genuß zu finden hoffen, wennwir vorher nur kürzlich so viel, als zum Zusammenhang der Geschichte nötig ist, vorgetragen haben.Die Pest oder ein böses Fieber rasen in einem gesunden, vollsaftigen Körper, den sie anfallen,schneller und heftiger, und so ward der arme Wilhelm unvermutet von einem unglücklichenSchicksale überwältigt, daß in einem Augenblicke sein ganzes Wesen zerrüttet war [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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