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.Aber so gewiß sie voll Sehnsucht dem Zug nachgesehen, sie war doch andererseits viel zu beweglichen Gemüts, um lange dabei zu verweilen, und schon auf der Heimfahrt, als der rote Ball der niedergehenden Sonne seinen Schimmer über den Schnee ausgoß, fühlte sie sich wieder freier; alles erschien ihr schön und frisch, und als sie, nach Kessin zurückgekehrt, fast mit dem Glockenschlag sieben in den Gieshüblerschen Flur eintrat, war ihr nicht bloß behaglich, sondern beinah übermütig zu Sinn, wozu die das Haus durchziehende Baldrian- und Veilchenwurzelluft das ihrige beitragen mochte.Pünktlich waren Innstetten und Frau erschienen, aber trotz dieser Pünktlichkeit immer noch hinter den anderen Geladenen zurückgeblieben; Pastor Lindequist, die alte Frau Trippel und die Trippelli selbst waren schon da.Gieshübler - im blauen Frack mit mattgoldenen Knöpfen, dazu Pincenez an einem breiten, schwarzen Bande, das wie ein Ordensband auf der blendendweißen Piquéweste lag -, Gieshübler konnte seiner Erregung nur mit Mühe Herr werden.»Darf ich die Herrschaften miteinander bekannt machen: Baron und Baronin Innstetten, Frau Pastor Trippel, Fräulein Marietta Trippelli.« Pastor Lindequist, den alle kannten, stand lächelnd beiseite.Die Trippelli, Anfang der Dreißig, stark männlich und von ausgesprochen humoristischem Typus, hatte bis zu dem Momente der Vorstellung den Sofaehrenplatz innegehabt.Nach der Vorstellung aber sagte sie, während sie auf einen in der Nähe stehenden Stuhl mit hoher Lehne zuschritt: »Ich bitte Sie nunmehro, gnäd'ge Frau, die Bürden und Fährlichkeiten Ihres Amtes auf sich nehmen zu wollen.Denn von 'Fährlichkeiten'« - und sie wies auf das Sofa - »wird sich in diesem Falle wohl sprechen lassen.Ich habe Gieshübler schon vor Jahr und Tag darauf aufmerksam gemacht, aber leider vergeblich; so gut er ist, so eigensinnig ist er auch.«»Aber Marietta.«»Dieses Sofa nämlich, dessen Geburt um wenigstens fünfzig Jahre zurückliegt, ist noch nach einem altmodischen Versenkungsprinzip gebaut, und wer sich ihm anvertraut, ohne vorher einen Kissenturm untergeschoben zu haben, sinkt ins Bodenlose, jedenfalls aber gerade tief genug, um die Knie wie ein Monument aufragen zu lassen.« All dies wurde seitens der Trippelli mit ebensoviel Bonhomie wie Sicherheit hingesprochen, in einem Ton, der ausdrücken sollte: »Du bist die Baronin Innstetten, ich bin die Trippelli.«Gieshübler liebte seine Künstlerfreundin enthusiastisch und dachte hoch von ihren Talenten; aber all seine Begeisterung konnte ihn doch nicht blind gegen die Tatsache machen, daß ihr von gesellschaftlicher Feinheit nur ein bescheidenes Maß zuteil geworden war.Und diese Feinheit war gerade das, was er persönlich kultivierte.»Liebe Marietta«, nahm er das Wort, »Sie haben eine so reizend heitere Behandlung solcher Fragen; aber was mein Sofa betrifft, so haben Sie wirklich unrecht, und jeder Sachverständige mag zwischen uns entscheiden.Selbst ein Mann wie Fürst Kotschukoff.«»Ach, ich bitt Sie, Gieshübler, lassen Sie doch den.Immer Kotschukoff.Sie werden mich bei der gnäd'gen Frau hier noch in den Verdacht bringen, als ob ich bei diesem Fürsten - der übrigens nur zu den kleineren zählt und nicht mehr als tausend Seelen hat, das heißt hatte (früher, wo die Rechnung noch nach Seelen ging) -, als ob ich stolz wäre, seine tausendundeinste Seele zu sein.Nein, es liegt wirklich anders; 'immer freiweg', Sie kennen meine Devise, Gieshübler.Kotschukoff ist ein guter Kamerad und mein Freund, aber von Kunst und ähnlichen Sachen versteht er gar nichts, von Musik gewiß nicht, wiewohl er Messen und Oratorien komponiert - die meisten russischen Fürsten, wenn sie Kunst treiben, fallen ein bißchen nach der geistlichen oder orthodoxen Seite hin -, und zu den vielen Dingen, von denen er nichts versteht, gehören auch unbedingt Einrichtungs- und Tapezierfragen.Er ist gerade vornehm genug, um sich alles als schön aufreden zu lassen, was bunt aussieht und viel Geld kostet.«Innstetten amüsierte sich, und Pastor Lindequist war in einem allersichtlichsten Behagen.Die gute alte Trippel aber geriet über den ungenierten Ton ihrer Tochter aus einer Verlegenheit in die andere, während Gieshübler es für angezeigt hielt, eine so schwierig werdende Unterhaltung zu kupieren.Dazu waren etliche Gesangspiecen das beste.Daß Marietta Lieder von anfechtbarem Inhalt wählen würde, war nicht anzunehmen, und selbst wenn dies sein sollte, so war ihre Vortragskunst so groß, daß der Inhalt dadurch geadelt wurde.»Liebe Marietta«, nahm er also das Wort, »ich habe unser kleines Mahl zu acht Uhr bestellt.Wir hätten also noch dreiviertel Stunden, wenn Sie nicht vielleicht vorziehen, während Tisch ein heitres Lied zu singen oder vielleicht erst, wenn wir von Tisch aufgestanden sind.«»Ich bitte Sie, Gieshübler! Sie, der Mann der Ästhetik.Es gibt nichts Unästhetischeres als einen Gesangsvortrag mit vollem Magen.Außerdem - und ich weiß, Sie sind ein Mann der ausgesuchten Küche, ja Gourmand -, außerdem schmeckt es besser, wenn man die Sache hinter sich hat.Erst Kunst und dann Nußeis, das ist die richtige Reihenfolge.«»Also ich darf Ihnen die Noten bringen, Marietta?«»Noten bringen.Ja, was heißt das, Gieshübler? Wie ich Sie kenne, werden Sie ganze Schränke voll Noten haben, und ich kann Ihnen doch nicht den ganzen Bock und Bote vorspielen.Noten! Was für Noten, Gieshübler, darauf kommt es an.Und dann, daß es richtig liegt, Altstimme.«»Nun, ich werde schon bringen.«Und er machte sich an einem Schrank zu schaffen, ein Fach nach dem anderen herausziehend, während die Trippelli ihren Stuhl weiter links um den Tisch herum schob, so daß sie nun dicht neben Effi saß.»Ich bin neugierig, was er bringen wird«, sagte sie.Effi geriet dabei in eine kleine Verlegenheit.»Ich möchte annehmen«, antwortete sie befangen, »etwas von Gluck, etwas ausgesprochen Dramatisches.Überhaupt, mein gnädiges Fräulein, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, ich bin überrascht zu hören, daß Sie lediglich Konzertsängerin sind.Ich dächte, daß Sie, wie wenige, für die Bühne berufen sein müßten.Ihre Erscheinung, Ihre Kraft, Ihr Organ.ich habe noch so wenig derart kennengelernt, immer nur auf kurzen Besuchen in Berlin.und dann war ich noch ein halbes Kind.Aber ich dächte, 'Orpheus' oder 'Chrimhild' oder die 'Vestalin' [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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